Melanies Trainingsplan

Wir bekommen häufig die Frage gestellt, wie oft und wie wir trainieren. Deswegen möchte ich euch mit diesem Artikel nun einen Einblick in meinen Trainingsalltag geben.

Rahmenbedingungen

Ich habe einen Vollzeitjob als Personalreferentin - muss also beim Trainingsumfang durchaus Abstriche machen. Ansonsten hat Schach bei mir aber schon hohe Priorität, weswegen ich versuche möglichst viel Zeit ins Schachtraining zu investieren. Hilfreich ist dabei auch, einen schachspielenden Ehemann zu haben :-). Viel Zeit verbringe ich noch mit Sport, habe sonst aber keine weiteren Verpflichtungen oder zeitintensive Hobbies.

Trainingsziele

Ich finde es sehr wichtig, ein Ziel vor Augen zu haben - sonst klappt das mit der Motivation meist nicht so gut. Mein Ziel ist es, 2400 Elo und somit den IM-Titel zu erreichen.

Für das tägliche Training habe ich mir aber noch Zwischenziele bzw. Trainingsziele gesetzt, die mir auf dem Weg dorthin helfen sollen. Dazu gehört unter anderem auch der Trainingsumfang: 1h/Tag möchte ich druchschnittlich trainieren. Dafür erfasse ich meine Trainingszeiten und kontrolliere regelmäßig, ob ich im Soll bin. Ein weiteres Zwischenziel auf dem Weg zum IM-Titel ist die Turnieraktivität. Ich versuche jährlich so viele Turnierpartien wie möglich zu spielen und meine Urlaubstage bestmöglich mit Turnieren zu füllen.

Trainingsinhalte

Eröffnung

Meine größte Schwäche war lange Zeit Eröffnungstheorie. Deswegen arbeite ich seit ca. zwei Jahren verstärkt auch an meinen Eröffnungskenntnissen. Ich stelle mich insgesamt breiter auf - habe also mehr Varianten zum variieren - und versuche auch ohne konkrete Partievorbereitung in meinen Varianten fit zu sein. Dafür nutze ich unter anderem den Chess Position Trainer, der mich beim Lernen und Wiederholen der Varianten unterstützt. Mit dem CPT arbeite ich meist unter der Woche nach der Arbeit, da ich hierfür weniger Konzentration als für die anderen Trainingsthemen benötige.

Taktik

Wichtig finde ich auch regelmäßiges Taktiktraining. Das baue ich 2-3x wöchentlich von 06.00-06.30 Uhr vor der Arbeit ein und dann noch mal (wenn möglich) am Wochenende. Aufgaben bekomme ich vom Bundestrainer oder aus dem Buch "5334 Problems, Combinations and Games" vom Vater der drei Polgar-Schwestern.

Schachtraining, Melanie Lubbe
Taktiktraining

Mittelspielstrategie

Durch unsere Lernstunde, die wir 1x wöchentlich auf chess24 halten, beschäftige ich mich automatisch regelmäßig mit Mittelspielthemen. Zusätzlich schaue ich mir aktuelle und auch klassische Partien an - z.B. aus dem Buch von Bobby Fischer "My 60 Memorable Games" oder "Meine besten Partien" von Anatoly Karpov.

Da das Strategietraining am meisten Zeit und kognitive Kapazitäten fordert, mache ich die Mittelspiellektionen meist am Wochenende.

Partievorbereitung und -analyse

Vor jeder Turnier- bzw. Ligapartie wiederhole ich die Varianten, die in der Partie zu erwarten sind - was auch einen wesentlichen Bestandteil meines Eröffnungstrainings ausmacht. Im Anschluss wird die Partie entweder relativ zügig mit der Engine oder - im Optimalfall - ausführlich allein oder mit Niko analysiert. Im Rahmen unserer Titel Challenge kommentieren wir 1x monatlich eine Verlustpartie, was hoffentlich auch einen Trainingseffekt hat :-).

Endspiel

... kommt bei mir derzeit definitiv zu kurz. In der Vergangenheit hatte ich mich mal durch Karsten Müllers "Grundlagen der Schachendspiele" gekämpft - da ist sicherlich bald eine Wiederholung fällig.

Sport und Ernährung

Ich bin der Überzeugung, dass meine schachliche Leistungsfähigkeit mit meiner allgemeinen Fitness zusammenhängt. Deswegen achte ich auf eine gesunde Ernährung und genügend Ausgleichsport. Ich gehe regelmäßig Laufen und ins Fitnessstudio, fahre viel Fahrrad und habe mich unter anderem im Boxen versucht.


Aber zum Glück darf man - im Gegensatz zu anderen Leistungssportarten - auch sündigen... das ist in meinem Fall dann Schokolade in jeglicher Variation :-).

Habt ihr noch Fragen? Lasst gerne einen Kommentar da :-)!

Kommentare: 12
  • #12

    wrBEIRqX (Montag, 12 September 2022 16:07)

    1

  • #11

    wrBEIRqX (Montag, 12 September 2022 13:42)

    1

  • #10

    Melanie (Freitag, 22 März 2019 19:15)

    @Yannick: Dankeschön! Unser Mittelspiel-Training besteht aus unterschiedlichen Bausteinen: Analyse der eigenen Partien, Partieanalyse von aktuellen und früheren Spitzenspielern, Arbeit mit Büchern (z.B. Pawn structures), Taktiktraining

  • #9

    Yannick (Donnerstag, 21 März 2019 15:06)

    Sehr interessanter Beitrag!

    Wie sieht bei dir/euch eigentlich das Mittelspielstrategie-Training aus? Was genau wird da gemacht? :)

  • #8

    Hr. Romeike (Sonntag, 26 August 2018 18:57)

    Schon Schiller schrieb 1798 "Des mentalen Geistes Krafte, bereitet im Schein des Schweißes" .
    In duktiler Form: Talent ohne Training ist nicht viel wert.
    Ich möchte Ihnen dafür Respekt zollen, viel Glück beim Erreichen des IM-Titels.

    Eine Bemerkung noch zum Trainingsablauf:
    Gerade in der Früh sind die synaptischen Adaptoren im Körper nicht auf Höchststand.
    Morgens daher lieber ein wenig Zeit, bis zum Trainingsstart, lassen :)

    Schöne Grüsse aus Hessen,
    Manuel Romeike

  • #7

    Mama Mia (Samstag, 14 Juli 2018 10:13)

    Gute Idee!

  • #6

    Melanie (Dienstag, 10 Juli 2018 17:25)

    @Stefan: vielen Dank für deinen Kommentar. Tatsächlich haben wir dem CPT einen eigenen Artikel gewidmet: https://www.lubbe-schach.de/training/eröffnungstipps/chess-position-trainer/
    Der Beitrag ist ca. ein Jahr alt, ich arbeite aber immer noch mit dem CPT und kann ihn dementsprechend guten Gewissens empfehlen!

  • #5

    Melanie (Dienstag, 10 Juli 2018 17:21)

    @Martin: Zum Thema Eröffnungsrepertoire haben wir in folgendem Artikel ein paar Tipps zusammengetragen: https://www.lubbe-schach.de/training/eröffnungstipps/wie-lerne-ich-eine-eröffnung/
    Den eigenen Spielstil und somit die passende Eröffnung ermittelt man wahrscheinlich am besten durch ausprobieren. Wenn du ein paar (Blitz-)Partien spielst, wirst du sicherlich bald merken ob dir eher aggressive, rechenintensiver oder eher ruhige und strategische Stellungen liegen.
    Während seiner Schachlaufbahn wird man ehrfahrungsgemäß sein Eröffnungsrepertoire immer wieder überarbeiten oder auch grundlegend ändern. Es ist also überhaupt nicht schlimm, erst mal mit einer Eröffnung zu starten und später dann noch eine weitere zu lernen weil man merkt, dass diese besser passt. Umsonst ist die Arbeit nicht, da man mit jeder neuen Variante auch etwas für sein allgemeines Schachverständnis tut :-)

  • #4

    Stefan M. (Sonntag, 08 Juli 2018 17:47)

    Hallo ihr beiden,
    zunächst einmal vielen Dank für die toll aufgemachte und informative Seite! Ich kann mir vorstellen, dass dort viel Zeit und Arbeit drinsteckt und das weiß ich sehr zu schätzen.

    Ich habe vor diesem Beitrag jenen über Eure Empfehlungen bzgl. Schach-SW gelesen (etwa vor einem Jahr erschienen). Die SW CPT, die hier erwähnt wird, kommt in dem damaligen Beitrag nicht vor. Deswegen würde mich Eure Meinung interessieren, inwieweit Ihr den CPT als ein sinnvolles Werkzeug für Vereinsspieler anseht.

    Viele Grüße
    Stefan

  • #3

    Martin Kwech (Donnerstag, 05 Juli 2018 19:50)

    Danke für den tollen Artikel, ich habe jedoch eine Frage.

    Wie erstellt man sich ein eigenes Eröffnungsrepertoire? Wie finde ich heraus, welche Varianten mir liegen?

  • #2

    Melanie (Freitag, 29 Juni 2018 20:02)

    @Schachmaus: gute Wahl ;-)

  • #1

    Schachmaus (Freitag, 22 Juni 2018)

    Danke für die tollen Einsichten und Tipps.
    Ich habe schon mal mit Taktiktraining und der Schokolade angefangen! ;-)