Kovchan - Ohme

[Event "ZMDI Open 2009"] [Site "?"] [Date "2009.07.29"] [Round "5"] [White "Kovchan, Alexander"] [Black "Ohme, Melanie"] [Result "1-0"] [ECO "B56"] [WhiteElo "2554"] [BlackElo "2302"] [Annotator "Melanie Ohme"] [PlyCount "81"] [EventDate "2009.??.??"] {Die folgende Partie stammt aus dem Jahr 2009 und fand im Rahmen des ZMD-Opens in Dresden statt. Nachdem ich mich die ersten vier Runden mehr oder weniger souverän im K.O.-System behaupten konnte, traf ich in Runde 5 auf den ukrainischen Großmeister Alexander Kovchan. Die Turnierpartie mit normaler Bedenkzeit verlief relativ unspektakulär und wir einigten uns nach 4,5 Stunden schließlich auf Remis. Um eine entgültige Entscheidung zu erreichen, mussten wir also im Tiebreak um das Ausscheiden aus dem Hauptturnier spielen. Eben jene Schnellschachpartie (25 Minuten + 10 Sekunden pro Zug) habe ich etwas ausführlicher kommentiert, da ich sie für äußerst spannend und taktisch hochwertig halte.} 1. e4 c5 2. Nf3 d6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 Nc6 {Das so genannte Boleslavsky-System ist bei den schwarzen Spielern recht beliebt, da es dem Nachziehenden in einigen Varianten ausgezeichnete Chancen auf Gegenspiel bietet. Die Hauptfortsetzungen in dieser Stellung sind 6.Lg5 (Richter-Rauser-Angriff), 6.Lc4 (Sozin) und Le2.} 6. f3 {wird nicht so häufig gespielt, ist aber nicht zu unterschätzen. Die Idee von 6. f3 ist mittels Le3, Dd2 und g4 den sogenannten Englischen Angriff zu starten. Schwarz hat hier aber eine gute Möglichkeit diesen Plan zu verhindern.} e5 7. Nb3 Be7 (7... Be6 {ist nicht so gut, da Schwarz nach} 8. Nd5 Bxd5 9. exd5 {nicht} Nb4 {spielen kann. Nach} 10. Bb5+ {hat Weiß sehr angenehmes Spiel.}) 8. Be3 Be6 9. Nd5 Bxd5 10. exd5 Nb4 11. c4 ({In dieser Stellung braucht sich der Nachziehende nicht vor} 11. Bb5+ {zu fürchten.} Kf8 12. c4 a6 13. Ba4 b5 14. cxb5 Nbxd5 {und Schwarz steht leicht besser.}) 11... a5 {Die Idee von a5 ist es langfristig das Feld b4 zu kontrollieren. Der Sb4 wird früher oder später über a6 nach c5 gelangen und möchte dort nur ungern von dem b-Bauern vertrieben werden.} 12. Qd2 b6 {befestigt a5 und kontrolliert das Feld c5 einmal mehr.} 13. Be2 O-O 14. O-O Nd7 {Dieser Springerrückzug hat mehrere Ideen. Zum einen deckt der Springer von d7 aus den Bauern b6 und kann eventuell mal nach c5 hüpfen. Zum anderen bereitet der Zug aber auch den Bauernvorstoß f5 mit der Idee f4 oder e4 vor, der Schwarz sowohl Raum als auch aktives Spiel im Zentrum ermöglicht. Die Hauptidee in dieser Stellung ist allerdings der Plan h6 gefolgt von Lg5. Der Le7 ist die einzige schlechte Figur von Schwarz, die der Nachziehende aus diesem Grund gerne tauschen möchte. Der Le3 dagegen kontrolliert viele wichtigen Felder und macht zusätzlich Druck auf b6, sodass man diesen Störenfried gerne loswerden möchte. Mein Gegner spielte hier} 15. Nc1 { um den Springer, der auf b3 keine Perspektive hat, an den Königsflügel zu überführen. Zudem droht auch a3 gefolgt von b4, was Weiß gutes Gegenspiel am Damenflügel bringen würde.} Na6 {Ist prophylaktisch gegen a3 gerichtet. Wenn Weiß trotzdem versuchen sollte, mittels a3 seinen Plan in die Tat umzusetzen, kann Schwarz diesen mit a4 effektiv verhindern. Weiß müsste also erst b3 dann a3 und schließlich b4 spielen um etwas bewirken zu wollen. Dies würde aber sehr lange dauern und wurde deshalb von meinem Gegner auch nicht gespielt.} 16. Bd1 {Weiß möchte seinen Läufer gern auf die Diagonale b1-h7 überführen, um etwas Druck gegen den schwarzen König aufbauen zu können.} Nac5 ({Nach} 16... h6 $6 {hätte der Anziehende die Möglichkeit mit seinem Läufer in die schwarze Stellung einzudringen.} 17. Ba4 Nac5 18. Bc6 $14) ( 16... Ndc5 {ist ebenfalls möglich. Ich bevorzugte es jedoch einen Springer in Königsnähe zu behalten.}) 17. Bc2 h6 (17... f5 18. Ne2 f4 {wär eine interessante Alternative gewesen}) 18. Ne2 (18. Bxh6 {sieht interessant aus, funktioniert aber wegen} gxh6 19. Qxh6 e4 {nicht.} (19... Nf6 20. Ne2 Re8 21. Ng3 Bf8 22. Qg5+ Kh8 23. Rae1 $44) (19... f5 20. Qg6+ Kh8 21. Bxf5 $16) 20. fxe4 Ne5 $15) 18... Bg5 (18... f5 19. f4 $14) 19. f4 ({Nach} 19. Bxg5 Qxg5 20. Qxg5 hxg5 {entsteht ein ungefähr ausgeglichenes Endspiel.}) 19... exf4 20. Nxf4 (20. Bxf4 Bxf4 21. Qxf4 Ne5 22. Nd4 Qg5 $11) 20... Ne5 21. b3 Qd7 22. Rae1 Rae8 23. Bb1 (23. Bxc5 {macht keinen Sinn, da der Bauerngewinn nicht funktioniert.} bxc5 24. Qxa5 Ng4 ({Nicht gut ist dagegen} 24... Ra8 25. Qd2 Rxa2 26. Bh7+ $16) 25. Qd2 Bf6 {mit gutem Spiel für Schwarz.}) 23... Ng4 { zwingt den Weißen zu einer Entscheidung.} 24. Bxc5 ({Nach} 24. Bd4 {hätte ich wohl} Bf6 {gezogen.}) 24... bxc5 (24... dxc5 $6 {würde dem Weißen nur zu einem gedeckten Freibauern verhelfen.}) 25. Qd3 (25. Qxa5 $2 {scheitert an} Bxf4 26. Rxf4 Qd8 27. Qd2 Qh4 $19) 25... g6 (25... Nf6 $4 26. Nh5 $18) (25... f5 $2 26. Ne6 $16) 26. Nxg6 ({Auch möglich ist} 26. Qg3 {, wonach Schwarz aber bereits leicht besser steht.}) 26... fxg6 27. Qxg6+ Kh8 ({Natürlich nicht } 27... Qg7 $4 28. Rxe8 $18) 28. Rxe8 ({Sofort} 28. Bf5 {funktioniert wegen} Rxe1 {nicht.}) 28... Rxe8 29. Bf5 Be3+ {Der einzige Zug, der nicht verliert!} ( {Auf} 29... Rg8 {folgt} 30. Qxg5 $18 ({Denn} 30. Qxg8+ Kxg8 31. Bxd7 Be3+ 32. Kh1 Nf2+ 33. Rxf2 Bxf2 {ist nur Remis.})) 30. Kh1 Nf2+ ({Auch hier funktioniert } 30... Rg8 {wegen} 31. Qxg4 {nicht.}) 31. Rxf2 (31. Kg1 Qe7 $17) 31... Bxf2 32. Qxh6+ Kg8 33. Qg6+ (33. Be6+ Rxe6 34. dxe6 Qg7 $15) 33... Kf8 ({Nach} 33... Kh8 {ergeben sich ebenfalls interessante Varianten:} 34. g4 (34. Qh6+ Kg8 35. Qg6+ Kh8 36. Qh6+ $11) 34... Re1+ (34... Qe7 $4 35. Qh6+ Kg8 36. Be6+ $18) 35. Kg2 Qe7 36. Be6 (36. Qh6+ Kg8 37. Qg6+ Qg7 38. Be6+ Kf8 39. Qf5+ Ke7 40. Qxf2 Rb1 41. Qh4+ Ke8 42. Qh5+ Kd8 $17) 36... Rxe6 (36... Qf8 $2 37. Qh5+ Kg7 38. Qg5+ Kh8 39. Bf5 Bd4 40. Qh4+ Kg7 41. Qxe1 $18) 37. dxe6 Bh4 {und weder Weiß noch Schwarz kann vernünftige Gewinnversuche unternehmen.}) 34. Be6 Qg7 35. Qf5+ Ke7 36. Qxf2 Qa1+ (36... Rf8 {ist ebenfalls gut spielbar.} 37. Qh4+ Ke8 38. Qe1 (38. h3 $4 Rf1+ 39. Kh2 Qe5+ 40. Qg3 Rh1+) 38... Qe5 {mit beiderseitigen Chancen.}) 37. Qg1 {ich wollte unbedingt gewinnen und bin deshalb etwas zu viel Risiko eingegangen.} Qxa2 $6 ({Ich hätte lieber mit} 37... Qxg1+ 38. Kxg1 a4 {in ein ausgeglichenes Endspiel abwickeln sollen.}) 38. Qe1 Kd8 39. h4 {Jetzt steht Weiß schon leicht besser und es ist äußerst schwer für Schwarz fortzusetzen.} Kc7 40. h5 Rb8 41. Bf5 {Den weiteren Partieverlauf möchte ich hier nicht unbedingt wiedergeben, da ich mich einerseits nicht mehr an ihn erinnern kann (es wurde nicht mitgeschrieben) und er auch nicht mehr besonders hochwertig war. Weiß hat seinen h-Bauern langsam nach vorne geschoben und ist eventuellen Dauerschachs immer gut ausgewichen. Obwohl das Ende etwas bedauerlich ist, bin ich mit der Partie sehr zufrieden und denke, dass sie zumindest den Zuschauern vor Ort auch sehr gefallen hat :-) .} 1-0