Schachfreizeit Dittrichshütte


Das waren noch Zeiten: Ein großer Bus, 50-100 Kinder und auf ging es in irgendeine Jugendherberge im Lande. Dort wurde dann Schach gespielt, Sport getrieben, Nachtwanderungen wurden veranstaltet und natürlich jede Menge Unfug angestellt. Ich habe die besten Erinnerungen an die Schachfreizeiten meines Jugendvereins und habe mich daher sehr über die Einladung als Trainer für die Schachfreizeit in Dittrichshütte (07.-11.08.2017) vom Schachkreis CNLK gefreut.

 

Aber der Reihe nach:

 

Montag: Erinnerungen


Am Montag stand die Anreise auf dem Plan, was sich wegen der unzureichenden Autobahnanbindung der Saalfelder Höhen als ländlicher Ausflug entpuppte.

Bei meiner Ankunft stellte ich fest, dass es sich bei der Kinder- und Jugenderholung Dittrichshütte um ein kleines Dorf handelt. Sobald man das Eingangstor passiert hatte, fühlte man sich schlagartig um einige Jahrzehnte in die Vergangenheit versetzt. Dieser Eindruck wurde dann noch durch ein Blick aufs Smartphone verstärkt: Kein Netz! Da war ich also in Dittrichshütte: Sehr alte Gebäude, Komfort wie in den Jugendherbergen der 90er Jahre und vom Rest der Welt abgeschnitten.

Aber genau das ließ mich immer wieder an meine eigenen Schachfreizeiten zurückdenken: Wer brauchte damals Internet? Wozu sollte man erreichbar sein? Braucht man immer den Komfort moderner Hotelanlagen?

 

Aber das wichtigste an jedem Ort waren schon immer und werden immer die Menschen sein: Ich wurde sehr herzlich von einem sehr netten und lustigen Orga-Team empfangen und überall liefen aufgeschlossene, schachverückte Kids und Teenager rum.

Man kann den Komfort bereits erahnen =)
Man kann den Komfort bereits erahnen =)
Aber zum Spaß haben braucht man nur lustige Leute
Aber zum Spaß haben braucht man nur lustige Leute

Am Montag Abend begann dann das erste schachliche Event: Eine Simultanveranstaltung gegen die Schachkids:

Das Simultan hat mir einen guten Eindruck gegeben, was ich von meiner Trainingsgruppe zu erwarten hatte: Jede Menge! Ein paar der Kids haben mich regelrecht abgezockt mit wilden taktischen Manövern und positionell hochwertigem Spiel. Das Simultan war zwar auch etwas anstrengend (nicht nur weil einige der Kids bereits ein Rating von fast 2100 haben), aber hat eine Menge Spaß gemacht.

Dienstag: Möge das Training beginnen

Am Vormittag und Nachmittag fand dann das Schachtraining in Gruppen statt. Mit einer Mischung aus Vermittlung theoretischen Wissens und praktischer Anwendung haben wir uns Thematiken des Mittelspiels zugewandt.

In den Praxisübungen zwischendurch hatten die Kids immer wieder die Möglichkeit und auch die Aufgabe, das Gelernte ins eigene Spiel zu übertragen und hier zeigte sich, dass einige Talente in meiner Gruppe waren.

Schon nach kurzer Zeit behandelten die Kids das Mittelspiel zum Teil wirklich meisterlich und das ist natürlich die größte Freude eines Trainers!

 

Nach über fünf Stunden Training war es dann aber auch mal Zeit für eine Abwechslung und was eignet sich da besser als Schach-Fußball?

Im Wechsel wurden Fussballspieler zum Brett gerufen
Im Wechsel wurden Fussballspieler zum Brett gerufen

Zwischendurch gab es dann noch ein ganz besonderes Event für die Kids: Den Seat Führerschein. Sie durften auf dem großen Gelände des Kinderdorfs das Auto fahren lernen und so gab es dann mitunter eine etwas verdrehte Welt:

Die Kids fuhren Auto...
Die Kids fuhren Auto...
Hier seht ihr den eigentlichen Grund für den elterlichen Besuch im McDonalds =)
Hier seht ihr den eigentlichen Grund für den elterlichen Besuch im McDonalds =)
...und die Eltern gingen Rutschen :D
...und die Eltern gingen Rutschen :D

Da die Kids aber noch nicht genug vom Schach hatten und ja generell niemals müde oder erschöpft sind wurde spontan noch ein Turnier auf die Beine gestellt.

Über alle Maßen überzeugen konnte beim Blitzturnier die Nachwuchshoffnung der Damen Annmarie Mütsch, die ein fast unmenschliches Tempo an den Tag legte und mich an den Rande einer Niederlage zwang. Aufgrund einer nicht besonders gut für Zeitnotschlachten geeigneten Uhr und einigen fliegenden Figuren einigten wir uns auf Remis, wirklich gut gespielt von der jungen Dame. Ansonsten konnte ich alle Partien gewinnen, sie aber auch und so blieb es bis zur letzten Runde spannend:

Meine Partie gegen Jungtalent Tino Kornitzky
Meine Partie gegen Jungtalent Tino Kornitzky

Mittwoch: Schön war's :)

Am Mittwoch ging es dann für mich in die letzte Trainingssitzung, in der ich mit den Kids weitere Feinheiten des Mittelspiels analysiert habe und mich erneut über die sichtbaren Fortschritte in den Praxisübungen freuen konnte.

Gestärkt von Spirellinudeln mit Tomatensoßen und zerhackter Mortadella trat ich am Nachmittag die Heimreise an und bin um einige Erfahrungen reicher. Auch wenn Unterkunft, Essen und mobiles Datennetz in Dittrichshütte nicht wirklich gut waren, dafür waren die Menschen vor Ort umso herzlicher und lustiger!

 

Insgesamt war es eine tolle Erfahrung für mich als Trainer. Ich wünsche dem Orga-Team noch viele erfolgreiche Schachfreizeiten und den Kids nur das Beste für ihre schachliche Entwicklung!

Ihr seid noch auf der Suche nach Trainern oder wollt euer Schachevent um eine Simultanvorstellung bereichern? Schreibt uns gerne an :)