Ohme - Le Roux


[Event "2.Bundesliga"] [Site "?"] [Date "2014.01.19"] [Round "?"] [White "Ohme, Melanie"] [Black "Le Roux, Jean-Pierre"] [Result "1-0"] [ECO "C24"] [WhiteElo "2354"] [BlackElo "2568"] [Annotator "Melanie Ohme"] [PlyCount "79"] [EventDate "2014.??.??"] {Die folgende Partie ereignete sich im Rahmen des Zweitbundesligawettkampfes Sfr. Neuberg - SC Böblingen. Als Aufsteiger war unser Ziel der Klassenerhalt, was jedoch mit vier Niederlagen aus vier Spielen denkbar schwierig geworden war. Obwohl Böblingen uns an 7 von 8 Brettern nominell klar überlegen war, konnten wir uns deswegen nicht mit weniger als zwei Mannschaftspunkten zufrieden geben. Und ich wollte natürlich meinen Teil dazu beitragen...} 1. e4 {Keine Überraschung. Ich verfüge (noch) nicht über eine Zweitwaffe und beginne ausnahmslos jede Partie mit 1.e4.} e5 2. Bc4 {Auch mit diesem Zug wird mein Gegner sehr wahrscheinlich gerechnet haben. Denn Läuferspiel ist von Anfang an meine Hauptwaffe gegen 1...e5 gewesen und wird auch heute noch sehr gerne und häufig von mir eingesetzt. Mir gefällt die Eröffnung ganz gut, da man die forcierten Varianten der Hauptsysteme umgeht und trotzdem gut auf Vorteil spielen kann. Und auch wenn der Nachziehende in einigen Abspielen schnell Ausgleich erreichen kann, fühle ich mich in den resultierenden Stellungsbildern wohl und konnte bisher gute Erfolge erzielen.} (2. Nf3 { ist in Kombination mit Lc4 ebenfalls möglich und würde die Partiefortsetzung vermeiden. Allerdings muss man hier eine Waffe gegen Russisch parat haben.}) 2... Nf6 3. d3 c6 {mit der Idee schnell d5 durchzudrücken.} ({Die Hauptfortsetzung ist} 3... Nc6 4. Nf3 {gefolgt von} Bc5 ({bzw.} 4... Be7)) 4. Nf3 d5 5. Bb3 {Der Abtausch des weißen e- gegen den schwarzen d-Bauern würde dem Schwarzen nur zu Gute kommen.} Bb4+ {provoziert c3 und verhindert somit Sc3 nebst Angriff auf d5.} (5... Bd6 {gilt als Hauptvariante} 6. Nc3 dxe4 7. Ng5 O-O 8. Ngxe4 Nxe4 9. Nxe4 {Mit leichtem weißen Vorteil aufgrund der besseren Figurenstellung. Eine mögliche Idee ist Dh5 mit Angriff auf den schwarzen König.}) (5... dxe4 $5 6. Ng5 $14) 6. c3 Bd6 7. Bg5 {Fesselt den schwarzen Springer und greift somit indirekt den d5 an.} dxe4 (7... Be6 8. d4 dxe4 9. Nfd2 exd4 10. Nxe4 Be7 11. Bxf6 Bxf6 12. Bxe6 fxe6 13. Qb3 Qe7 14. Nxf6+ gxf6 15. cxd4 {Shirov-Roiz, 2011}) 8. dxe4 Qe7 {macht die d-Linie für die Türme frei und deckt den e5 ein weiteres Mal.} (8... h6 {is häufig ein nützlicher Zwischenzug um den weißen Läufer zu befragen.} 9. Bh4 Qe7 (9... g5 10. Bg3 Nxe4 {Ich wollte hier} 11. Bxe5 {spielen.} ({Houdini bevorzugt} 11. Nbd2 $1 Nxg3 12. hxg3 {mit Ausnutzung der schwarzen Felder- und Bauernschwächen.} Bc7 (12... Nd7 13. Nxg5 Qxg5 14. Ne4 $16) 13. Ne4 Qxd1+ 14. Rxd1 Bf5 15. Nfxg5 $16)) 10. Nbd2 {mit ähnlichen Stellungsbildern wie in der Partiefortsetzung.}) 9. Nbd2 {Ich wollte mit der Rochade noch warten bis Schwarz sich festgelegt hat und mir somit die lange Rochade offen halten.} Na6 {mit der Idee den Springer über c5 nach e6 und f4 zu überführen.} 10. Nc4 Bc7 11. Bh4 {An diesem Zug habe ich sehr lange überlegt. Die Idee besteht darin, den Läufer prophylaktisch aus dem Angriff des Schwarzen Springers zu ziehen und h6 zu entkräften.} ({Nach} 11. Qe2 {hat Schwarz die Möglichkeit mit} Nc5 12. Bc2 {gefolgt von} Ne6 13. Bd2 {den Springer nach f4 zu überführen.} Nf4 14. Bxf4 exf4 {Dieser Variante wollte ich mit 11. Lh4 aus dem Weg gehen. Allerdings sollte Weiß hier nach} 15. O-O-O {keine Probleme haben.}) 11... O-O 12. h3 {richtet sich gegen Lg4 und bereitet ggf. g4 vor.} Nc5 13. Bc2 b6 {Die Idee dieses Zuges besteht in der Aktivierung des weißfeldrigen Läufers über a6.} (13... Rd8 {wär etwas besser als die Partiefortsetzung gewesen.} 14. Qb1 (14. Qe2 Ne6 15. Nh2 Nf4 16. Qf3 Ng6 $15) 14... Ne6 15. Ne3 Nf4 16. O-O h6 17. Nf5 Bxf5 18. exf5 {und Weiß verfügt zwar über das Läuferpaar, muss aber schleunigst seine Dame wieder ins Spiel bringen.}) 14. Nfd2 {räumt genau wie 14.Sh2 das Feld f3 für die Dame, deckt aber obendrein noch den e4 und den Springer auf c4. Der Nachteil ist, dass der Springer auf d2 nicht gerade optimal postiert ist.} ({Eigentlich hatte ich} 14. Nh2 {geplant. Mit diesem Zug wird das Feld f3 für die Dame geräumt und der Springer strebt nach g4, von wo aus er die Fesselung des Sf6 ausnutzen möchte. Schwarz hat aber mit} Ba6 ({Auch direkt} 14... Qe6 {führt zu einer angenehmeren Stellung für Schwarz.} 15. Nd2 Ba6 16. Qf3 Rad8 17. Bxf6 Nd3+ 18. Bxd3 Rxd3 19. Qf5 gxf6 20. Ng4 Bd8 21. Ne3 Be7) 15. Ne3 {gefolgt von} Qe6 { eine sehr starke Erwiderung, weshalb ich mich letzendlich doch gegen Sh2 entschieden habe.}) 14... g6 {Das ist in meinen Augen ein erster kleiner Fehler. Schwarz schwächt seine Königsstellung und noch dazu die Diagonale h4-d8. Besser wär beispielsweise Td8 gewesen.} 15. Qf3 Kg7 16. Ne3 {Nun ist das Springeropfer auf f5 immer eine Option, die Schwarz im Auge behalten muss.} h6 {bereitet g5 vor.} 17. g4 {um den Läufer nach 17....g5 nach g3 zurückziehen und anschließend mit h4 fortsetzen zu können.} Ne6 ({Ich hatte ehrlich gesagt eher mit} 17... g5 {gerechnet, obwohl dies keine gute Idee für Schwarz gewesen wär.} 18. Bg3 Rd8 19. h4 $16) 18. O-O-O {Nun ist der Grundstein für eine scharfe Partie gelegt. Beide Seiten werden gegen den gegnerischen König spielen und hoffen, dass der eigene Angriff durchschlägt. Hier habe ich mich bereits sehr wohl gefühlt. Ich liebe solche Angriffsstellungen ... vor allem gegen deutlich stärkere Gegner!} Nf4 19. g5 hxg5 20. Bxg5 Rh8 21. h4 ({Hier verpasste ich leider eine sehr starke taktische Möglichkeit:} 21. Nf5+ $3 gxf5 {ist die kritische Variante, die geprüft werden muss.} 22. exf5 {und Weiß droht sehr unangenehm Se4 oder Tg1.} Rh5 (22... Bb7 23. Ne4 N4h5 24. Qg4 Kf8 (24... Nxg4 25. Bxe7 $18) 25. Qh4 Rh7 26. Rhg1 Bd8 27. Bxf6 Nxf6 28. Nxf6 Rxh4 29. Rg8#) (22... N4h5 23. Rhg1 Kf8 24. Qxc6 Rb8 25. Ne4 Bb7 26. Nxf6 Bxc6 27. Bh6+ Rxh6 (27... Ng7 28. Bxg7#) 28. Rg8# ) 23. Bxf4 exf4 24. Rhe1 Qc5 25. Ne4 Qxf5 26. Nxf6 Qxf6 27. Qxh5 $18) (21. Rdg1 {funktioniert leider nicht wegen} Rxh3 22. Rxh3 (22. Qd1) 22... Nxh3 $17) 21... Be6 22. Rdg1 (22. Rhg1 {ist besser, da der andere Turm auf der d-Linie gut platziert ist.}) (22. h5 $1 {Ein starker Räumungszug!} N4xh5 (22... Rxh5 23. Rxh5 N4xh5 24. Nf5+ gxf5 25. exf5 Bd5 26. Qxh5 Nxh5 27. Bxe7 {mit großem Vorteil für Weiß, da der schwarze König nach wie vor schwach ist und der Ld5 sowie der Sh5 sehr gefährdet sind.}) 23. Rdg1 {mit starkem Angriff!}) 22... Kf8 23. Ndc4 (23. h5 $1 Rxh5 (23... N4xh5 24. Bxf6 $18) (23... gxh5 24. Nf5 Bxf5 25. exf5 Qd6 26. Rd1 $18) 24. Nf5 $1 Qd8 (24... gxf5 25. Bxf4 exf4 26. Rxh5 Nxh5 27. Qxh5 Qf6 28. exf5 Bd5 29. c4 $18) 25. Rxh5 N4xh5 26. Rh1 a5 27. Bb3 Bxb3 28. axb3 a4 29. Rxh5 gxh5 30. bxa4 Rxa4 31. Ng3 $18) 23... N4h5 (23... b5 $2 24. Nxe5 Bxe5 25. Bxf4 $16) 24. Kb1 (24. Ng4 {wär die richtige Fortsetzung gewesen. Nun kann der Springer von b4 nach e3 überführt werden.} Bxg4 25. Rxg4 Qe6 26. Rgg1 $14) 24... b5 {zwingt den Springer wieder zurück nach d2.} 25. Nd2 Rd8 26. Ndf1 {Mit der Idee den Springer nach g3 oder über h2 nach g4 zu überführen.} Rd6 {deckt aufgrund eines potentiellen Läuferabzugs indirekt den Sf6.} 27. Nh2 (27. Ng3 {halte ich im Nachhinein für den besseren Zug.} Qe8 28. c4 (28. Bxf6 Nxf6 29. Qxf6 $4 Bxa2+ $19) 28... Bd8 29. Bxf6 Nxf6 30. h5 $14) 27... Nf4 $2 {Mit wenig Zeit auf der Uhr machte mein Gegner nun den partieentscheidenden Fehler.} (27... Qd7 {hätte die Stellung für den Nachziehenden deutlich vereinfacht.} 28. Nhg4 Nxg4 29. Nxg4 Bxg4 30. Rxg4 Bd8 $11) 28. Nhg4 (28. Bxf4 {sieht verlockend aus, macht aber keinen Sinn.} exf4 29. e5 fxe3 30. exd6 Bxd6 31. Qxe3 Bd5 32. Qxe7+ Kxe7 33. f3 Rxh4 {und das schwarze Läuferpaar ist nicht mehr zu stoppen.} 34. Ng4 Rxh1 35. Rxh1 Nxg4 36. Re1+ Ne5 37. f4 f5 38. fxe5 Bc5 $15) 28... Bxg4 29. Nxg4 N4h5 30. Rd1 Kg7 31. Rdg1 {aufgrund beiderseitiger Zeitnot schien es mir ratsam, zunächst die Züge zu wiederholen um zusätzliche Zeit zum Nachdenken zu gewinnen (pro Zug gab es 30 Sekunden dazu).} Kf8 32. Rd1 (32. Bb3 {wär hier eine interessante Alternative gewesen.} c5 33. Bd5 $18) 32... Kg7 33. Rhg1 { Nun kann Schwarz nicht mehr mit dem König aus der Schusslinie verschwinden.} ( {Auch möglich war} 33. Rxd6 Qxd6 34. Nxf6 Nxf6 35. Rd1 Qe7 36. Rg1 $18) 33... Rxd1+ 34. Bxd1 Qd6 35. Nxf6 Nxf6 36. Bb3 {Und plötzlich entpuppt sich f7 als zusätzliche Schwäche im schwarzen Lager.} Bd8 ({Auch} 36... c5 {hätte den Schwarzen nicht mehr gerettet} 37. Bxf7 Kxf7 38. Rd1 Qe6 39. Bxf6 Rf8 (39... Qxf6 40. Rd7+ Ke6 41. Qg4+ $18) 40. Bg5+ Kg8 41. Qg3 $18 {mit Mehrbauer und starkem Angriff.}) 37. h5 $1 {Weiß holt zum vernichtenden Schlag aus.} c5 ( 37... Rxh5 38. Bxf6+ Qxf6 39. Qxh5 $18) 38. h6+ Kh7 (38... Kg8 39. Rd1 Qe7 40. Bxf6 Qxf6 41. Rxd8+ Qxd8 42. Qxf7#) 39. Bxf7 Rf8 40. Bxg6+ {Hier reichte mir mein Gegner die Hand und phylosophierte sogleich munter und sehr sympathisch über seine Fehler. Ich selbst musste erst mal wieder einen normalen Adrenalinspiegel erreichen und konnte bis dahin nur stupide mit dem Kopf wackeln und unzusammenhängende Wörter von mir geben :-) Unser Mannschaftssieg und die damit wiedergewonnenen Chancen auf den Klassenerhalt stellten dann den krönenden Abschluss des Wochenendes dar. Hach, wenn es nur immer so gut laufen könnte...} 1-0